3. FASTENSONNTAG

EVANGELIUM nach Joh (4,5-42)

 

Der inzwischen schon verstorbene Psychotherapeut Viktor Frankl zitierte einmal einen interessanten Briefabschnitt eines jungen Mannes, in dem dieser sagt: „Ich bin zweiundzwanzig Jahre alt, besitze einen akademischen Grad, besitze einen luxuriösen Wagen, bin überhaupt finanziell unabhängig, und es steht mir mehr Sex und mehr Prestige zu Verfügung, als ich verkraften kann. Was ich mich frage ist nur, was das alles für einen Sinn haben soll.“ Ja, es ist so: Wir leben in einer Zeit und in einer Gesellschaft, wo wir praktisch alles haben, was wir brauchen. Sind wir deswegen zufriedene Menschen?

Wir haben bestimmte Wünsche, wir verlangen danach etwas Bestimmtes zu erwerben, zu erfahren, zu tun. Aber kaum ist dieser Wunsch erfüllt, entstehen schon neue Wünsche. Was ist es, das uns so vorantreibt? Eine Sehnsucht nach innerem Frieden, Geborgenheit, Glück, Lebenserfüllung? Das Wort „Erfüllung“ weist darauf hin, dass wir uns „füllen“, „voll“ machen wollen, weil wir eine Leere spüren, einen inneren Mangel.

Da ist die Frau aus dem Evangelium ein Musterbeispiel. Fünfmal war sie verheiratet, und der, mit dem sie jetzt zusammenlebt, ist nicht ihr Mann. Diese Frau ist sozusagen in einer Lebensgier, in einem Lebensdurst verstrickt, wird ruhelos von einer scheinbaren Erfüllung in die andere getrieben. Ihre vielen Beziehungen sprechen von ihrer Sehnsucht, aber auch von ihren Brüchen und Verletzungen, die sie auf ihrer Suche nach Erfüllung erfahren hat. Ist sie ein Beispiel dafür, dass das rein menschliche Leben — auch nach der Ausschöpfung aller Möglichkeiten — letztlich doch unerfüllt bleibt?

Wonach dürstet es mich? Durst nach Anerkennung, nach Ehre, nach Ruhm? Verlangen nach Recht, nach Zustimmung, nach Bestätigung? Begierde nach Lust, nach Spaß, nach Vergnügen?

Welche davon sind meine? Gesundheit - gerade, wenn sie wie in der jetzigen Zeit bedroht zu sein scheint - , ein bisschen Wohlstand und Erfolg, ja sogar eine gute Familie allein reichen nicht zum Leben. Es bleibt da immer ein Rest des Unerfüllt-Seins, eine Sehnsucht, die darüber hinausgeht. Ist das unser Verlangen, unser Durst nach endgültigem Leben, endgültig und bedingungslos angenommen und geliebt sein, Sehnsucht nach Sinn, nach Gott?

Und da verspricht Jesus dieser Frau und auch uns etwas: „Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird nie mehr Durst haben. Ich gebe ihm Wasser, das in ihm zu einer Quelle wird, die bis ins ewige Leben weitersprudelt.“ Kann Jesus unsere tiefste Sehnsucht, unseren Durst nach Leben stillen? Gibt Jesus mir innere Lebenskraft? Gibt mir die Beziehung zu ihm Vitalität, Spannkraft, Begeisterung? Ist sie wie eine „sprudelnde Quelle“ die lebendig macht? Gerade das verspricht Jesus! Mache ich auch diese Erfahrung durch meinen Glauben an ihn? Hilft mir mein Glaube an Jesus und an Gott „intensiver“ und „beglückter“ zu leben? Ist Jesus für mich Quelle lebendigen Wassers?

Das wird davon abhängen, wie meine Beziehung zu Jesus ist: Oberflächlich, nur vorübergehend oder tiefer und immer mehr vertiefungsbedürftig? Was tue ich, um meine Beziehung zu Jesus zu pflegen, lebendig zu erhalten? Bete ich täglich? Lese ich regelmäßig in der Bibel - allein oder zusammen mit anderen -, damit ich ihn noch besser kennen lerne? Gehe ich wöchentlich zum Gottesdienst? Suche ich nach Alternativen in unserer aktuellen Situation, wo dieser wöchentliche Gottesdienst vorläufig nicht möglich sein wird? Trinke ich von dem Wasser, dass Jesus uns geben will, damit wir zu einem erfüllten Leben finden können? Glaube ich wirklich an Jesus?

 

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